Zur allgemeinen Kinderbetreuung kommt das Homeschooling hinzu. Eltern sind nicht mehr nur Bezugsperson, sondern müssen auch die Rolle des Lehrenden einnehmen. Die Mehrheit der deutschen Familien (63 Prozent) betreibt täglich rund drei Stunden „Homeschooling“, zeigt eine Studie von Forschenden der Universität Koblenz-Landau. Die Eltern wünschen zum Teil eine deutlich stärkere Rückmeldung durch die Lehrer*innen und begründen dies unter anderem mit der Angst, dass das andauernde Home-Schooling die Beziehung zu ihren Kindern gefährden könnte. „Eltern haben das Recht auf Planbarkeit, wenn es um Schule geht. Und da fehlt eben die nötige Struktur, die den Eltern Sicherheit gibt. Fehlende Struktur birgt die Gefahr, dass die Bildungsschere größer wird, denn Kinder, die sich gut selbst strukturieren können, sind hier klar im Vorteil“, sag die Erziehungswissenschaftlerin Anja Wildemann dem SWR. Vor allem Mütter üben derzeit zwei Jobs gleichzeitig aus und da bleibt immer etwas auf der Strecke. Das beeinflusst die Zufriedenheit der Kinder und der Eltern, bestätigt Soziologin Mareike Bünning dem ZDF.
Besonders die Tatsache, dass einige Eltern durch die Betreuung der Kinder zu Hause eine Belastung für das Verhältnis zueinander sehen, ist bedenkenswert. „Sechs oder acht Wochen kann man das vielleicht aushalten, aber diese Krise wird ja länger dauern. Und dass man dann besonders in beengten Wohnverhältnissen an seine Grenzen kommt, ist nachvollziehbar“, meint Iris Roth, Therapeutin im Gespräch mit der FAZ. Ebenso sei der eingeschränkte körperliche Kontakt eine Herausforderung für Familien. „Deshalb müssen erwerbstätige Eltern schnell entlastet werden, etwa mit einer Corona-Elternzeit und einem Corona-Elterngeld, was eine Reduktion des Arbeitsumfangs ausgleicht.“
Viele Plattformen bemühen sich wertvolle Tipps für eine Arbeit im Home-Office bereitzustellen, vergessen aber oft, dass auch die Interessen der Kinder für eine erfolgreiche Umsetzung berücksichtigt werden sollten. voiio adressiert in Zusammenarbeit mit „berufundfamilie“ dieses Thema in einem Webinar für Angestellte aus dem Personalmanagement. Hier wird erarbeitet, mit welchen Tipps und Tricks Unternehmen ihre Mitarbeitenden bei der Arbeit im Home-Office mit Kind unterstützen können und welche Implikationen sich aus der momentanen Situation für die zukünftige Arbeitswelt schließen lassen. Für eine entwicklungsfördernde und fröhliche Zeit für Kinder und eine produktive Arbeitszeit der Eltern im Home-Office gibt es bei voiio außerdem ein vielseitiges Programm an virtuellen Events, bei denen Kinder lernen, spielen und mit Gleichaltrigen interagieren. Eltern bekommen so einige freie Minuten, die für sich selbst nutzen können.
Notfallbetreuungsangebote nicht umfangreich genug
Zwar hat die Regierung akut versucht arbeitende Eltern bei der Betreuungsorganisation ihrer Kinder zu entlasten und eine Notfallbetreuung eingerichtet, allerdings wurde schnell deutlich, dass eine ausschließliche Betreuung von Kinder deren Elternteile beide einem systemrelevanten Beruf nachgehen nicht ausreicht. Viel zu doll leiden Alleinerziehende oder Elternpaare, bei denen ein Partner immer noch zur Arbeit muss unter der aktuellen Belastung zu Hause. Viele fordern deshalb einen weitgreifenden Ausbau der Notfallbetreuung. Mittlerweile wurden die Anforderungen gelockert und auch Familien mit einem Elternteil im systemrelevanten Beruf können die Notfallbetreuungsangebote nutzen. Nichtsdestotrotz fühlen sich viele Alleinerziehende immer noch im Stich gelassen, was die Frage aufwirft, inwiefern dieses Konzept als solches ausreichend ist.
Auch die Unternehmen selbst können ihre Mitarbeitenden mit Kind unterstützen. Zum Beispiel, indem sie eine „Corona-Elternzeit“ bewilligen. Eine weitere Möglichkeit ist die Implementierung von familienfreundlichen Maßnahmen, die bei der Betreuungsorganisation in dieser besonderen Situation aber auch darüber hinaus helfen. voiio bietet mit einer Notfallbetreuung und einer NotfallbetreuungFlex einen Service der die Bedürfnisse von Eltern und Kindern bei der Betreuung adressiert und das Engagement von Unternehmen beweist.
Vorsicht vor Rückschritten bei Gleichberechtigung und Diversität
Ein Großteil der Beschäftigten in Pflegeberufen und anderen Branchen, die als systemrelevant gelten, sind weiblich. Umso wichtiger ist es Frauen und Mütter in dieser besonderen Situation zu unterstützen. Damit Pflegekräfte ihren Beruf nachgehen können und ihre Kinder versorgt wissen, sind Lösungen wie eine Notfallbetreuung erforderlich. Aber auch bei Familien, die aktuell von zu Hause arbeiten können, scheinen sich alte Rollenbilder zu etablieren. Kinderbetreuung und Haushalt liegen immer noch mehr im Aufgabenbereich der Frauen. Das gilt vor allem dann, wenn sie zu Hause arbeiten und macht eine Vereinbarkeit besonders schwer. In Familien, in denen die Mutter in Teilzeit und der Vater in Vollzeit beschäftigt war, übernahm die Mutter im Durchschnitt an Wochentagen Kinderbetreuung im Umfang von 5,2 Stunden, der Vater nur im Umfang von 1,9 Stunden. Eine Studie der Hans-Böckler Stiftung bestätigte jetzt, dass rund 27 % der Mütter und nur 16 % der Väter ihren Stundenumfang aufgrund der Pandemie reduzieren. Noch bemerkenswerter ist, dass selbst bei Paaren die, die Kinderbetreuung vor der Pandemie fair aufteilten, nun nur noch 60 % angeben, sich bei der Betreuung regelmäßig abzuwechseln. Besonders stark ist eine Veränderung in den mittleren und unteren Einkommensklassen zu beobachten. Eltern entscheiden hier nach Einkommen, wer den Stundenumfang reduziert und sich um die Betreuung des Kindes kümmert. In vielen Fällen sind es die Frauen, die dadurch in diesen Gesellschaftsgruppen die Kinderbetreuung stemmen müssen. Mit der langsamen Rückkehr zur neuen „Normalität“ besteht Gefahr, dass die Betreuungsorganisation wieder mehr als Aufgabe der Frauen gesehen wird. Wenn Kitas und Schulen nur tageweise für Kinder geöffnet haben, müssen die Familien immer noch eine beachtliche Menge an Betreuungsaufgaben leisten. Die Studie der Hans-Böckler Stiftung lässt annehmen, dass auch dann vor allem Frauen ihre Arbeit beschränken und sich um das Kind kümmern.