Mit dieser Aussage bezieht sich die Bundesfamilienministerin auf die veröffentlichte Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Dieser zufolge schauen nicht mehr nur noch Bewerber mit aktuellen Betreuungspflichten auf die Umsetzung einer erfolgreichen Vereinbarkeitspolitik in den Unternehmen. Inzwischen ist sie auch für Bewerber ohne aktuelle Betreuungspflicht zu einem wichtigen Bewerbungskriterium geworden.
Unternehmen nehmen sich familienfreundlicher wahr, als sie tatsächlich sind.
Bewerber denken immer zukunftsorientierter. Sie planen voraus, denken über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach, obwohl das Thema Familie für sie noch gar kein Thema ist. Will sagen, knapp 80 Prozent der befragten Angestellten, die keine Betreuungspflichten besitzen, sehen die von Unternehmen gelebte Familienfreundlichkeit als sehr wichtig an. Es sind Entwicklungen wie diese, die viele HR-Manager dazu veranlassen, in ihren Unternehmen weitere Maßnahmen für eine größere Familienfreundlichkeit anzustoßen. Denn schließlich wird es in Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger, eine möglichst große Bewerbergruppe anzusprechen. Und trotz der Erweiterungen der Maßnahmen im Bereich der Familienfreundlichkeit bleibt ein deutlicher Unterschied darin bemerkbar, wie familienfreundlich Unternehmen sich selbst im Gegensatz zu der Sichtweise der Angestellten einschätzen.
Das ist der Punkt, an dem die repräsentative Studie des Bundesfamilienministeriums versucht anzusetzen. Sie vergleicht die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung mit denen einer Beschäftigtenbefragung. Es gilt heraus zu finden, an welchen Stellen die Mitarbeitenden Möglichkeiten von Verbesserungen sehen, die von den Unternehmen unter Umständen gar nicht in Betracht gezogen werden.
Trotzdem sollte man die positiven Entwicklungen nicht außer Acht lassen.
Immer mehr Unternehmen ermöglichen Ihren Arbeitskräften eine flexiblere Arbeitseinteilung. So bieten der Studie zufolge beispielsweise rund acht von zehn Unternehmen individuell vereinbarte Arbeitszeiten an und sieben von zehn Unternehmen setzen Gleitzeitmodelle mit flexiblen Tages- oder Wochenarbeitszeiten ein, was den Angestellten maßgeblich dabei hilft, ihre Arbeitszeiten mit den familiären Verpflichtungen zu koordinieren. Auch mit Möglichkeiten wie Home-Office wollen viele Firmen ihrem Personal entgegenkommen. Inzwischen bieten 43 Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeitern diese Möglichkeit, wenn auch erwähnt werden muss, dass sich dieses Konzept in bestimmten Arbeitskontexten leider nicht umsetzen lässt. Trotz der positiven Entwicklungen bleibt vor allem der Handlungsbereich Kinderbetreuung in den meisten Unternehmen ungeachtet. Und das, obwohl dieser einen zentralen Baustein in der Personalpolitik familienfreundlicher Unternehmen ausmache.